Selbstbefriedigung ist wichtig. Warum? Aus vielen verschiedenen Gründen! Schon im Kindesalter spielen wir an unseren Genitalien herum und erforschen Gefühle und Empfindungen, die damit einhergehen. Kinder denken sich nichts dabei, verspüren keine Scham, wenn sie sich selbst anfassen – es ist Teil der kindlichen Sexualität. Die Erwachsenen sind es, die dem Erforschen eine oft negative Bewertung beimessen, auf Kinder Druck ausüben, sich nicht zwischen den Beinen anzufassen und nicht über „da unten“ zu sprechen. Die durch die Bibel verbreitete Auffassung der „Verunreinigung“ durch Selbstbefriedigung (Masturbation leitet sich vom lateinischen manus stuprare ab, was so viel bedeutet wie „mit der Hand verunreinigen“) hat viele viele Generationen im Hinblick auf das Ausleben ihrer eigenen Sexualität stark negativ beeinflusst – und tut dies noch immer. In den Sitzungen sehe ich immer wieder, dass Menschen Selbststimulation als sündhaft und verboten erleben, Schuld- und Schamgefühle haben, wenn sie ihre eigene, persönliche Sexualiät ausleben. Sogar medizinische Lehrmeinungen gründeten früher auf dem Verdacht, dass Onanie und Masturbation zu Krankheiten und bis zum Tod führe! Selbstbefriedigung wird häufig auch als eine Art der unreifen Ersatzhandlung für „richtigen“ Sex gesehen. Es ist kaum zu glauben, wie wenig Frauen ihre Genitalien kennen und wie stark der Ekel sein kann, mit welchem sie darüber sprechen. Sich „dort“ anzufassen wird verpönt. Bei Männern wird Onanie zwar häufiger als „normal“ erlebt, aber Jungs wachsen nicht selten mit dem Druck auf, dass sie Frauen befriedigen können müssen, ohne aber auf die Sexualität vorzubereitet werden – was sie dann oftmals durch den Konsum von Pornofilmen aufzuarbeiten versuchen. Aus Pornofilmen kann man viele Mythen lernen – aber definitiv keine realisitische Sexualität! Es wird nicht erlernt, welche Bedürfnisse mann und frau selbst hat, wie diese kommuniziert werden können und dass die Emotion (Lust, Liebe, Sympathie) einer der wichtigsten Faktoren für ein wunderbares, erfülltes Sexleben ist …
Fakt ist: Selbstbefriedigung ist Körpersprache – sie ist notwendig, um sich und seinen Körper kennenzulernen und zu erkennen, was einem Spaß macht und was nicht. Erfahrungen aus der Selbststimulation (nicht nur im Genitalbereich) kann zu einer Erleichterung des sexuellen Erlebens mit dem Partner führen, zu einer verbesserten Kommunikation über das immer noch häufig tabuisierte Thema. Phantasien, Bilder und Vorstellungen, Filme und spezifische Objekte können dabei eine Rolle spielen – alles ist erlaubt. Selbstbefriedigung ist ein „Sich-gehen-lassen“, wird aber auch manchmal als eine Art Druckabbau (emotional oder als orgasmische Entladung) erlebt, wenn man sich in Stresssituationen befindet.
Jedoch ist Autoerotik weitaus mehr! Sie ist ein Schritt in Richtung Selbstliebe und die Chance auf deren Erlernen – und in der heutigen Zeit, seien wir uns ehrlich, können wir davon eigentlich gar nicht genug haben! Die Selbstliebe hat einen unglaublich großen Einfluss auf alle anderen Lebensbereiche, unser Selbst-Bewusst-Sein und unsere Persönlichkeitsentwicklung; sie kann sog. „Sexualstörungen“ behandeln, Partnerschaften positiv gestalten und Glücksgefühle produzieren; Autoerotik führt dazu, dass wir Orgasmen leichter oder überhaupt erleben können…
Lust bekommen? Then do it yourself. And live better.